Wir sind es gewohnt, eher über Erfolge zu sprechen
Im Business sind wir es eher gewohnt, über Erfolge zu sprechen.
Was habe ich persönlich erreicht? Welche Erfolge kann ich / mein Bereich in diesem Jahr vorweisen? Worin haben wir eine Expertise? Wie ist die Zielerreichung?
Im Coaching begleite ich immer wieder Menschen darin zu lernen, ihre Erfolge auszusprechen, sich im Unternehmen zu positionieren, sich selbstbewusst und ohne Scham erfolgreich zu zeigen und ihre Mitarbeitenden in deren Weiterentwicklung zu begleiten.
Pinguin in der Wüste
Über Misserfolgs-Erlebnisse spricht niemand gern, insbesondere, wenn damit das Gefühl des Scheiterns verbunden ist.
Die Situation, im neuen Job nicht richtig anzukommen oder diesen als nicht stimmig zu empfinden, kann belastend sein.
Zuweilen merken wir dies recht schnell, manchmal ist es ein zäher, schleichender Prozess und wir neigen vielleicht dazu, uns etwas vorzumachen.
Das Nicht-Ankommen kann unterschiedliche Ursachen haben, z.B.:
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Die neue Position umfasst mehr Verantwortung und/ oder befindet sich in einer höheren Führungsebene mit deutlich anderen Aufgaben.
Wenn die Beförderung primär aufgrund guter Leistungen in der alten Position erfolgt ist, ohne dass die Stärken und Potenziale mit der neuen Position abgeglichen wurden, ist es meist erforderlich, neue Kompetenzen aufzubauen.
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Fehlende Rollenklarheit: Dir ist noch zu wenig bewusst, welche Aufgaben zu Deiner neuen Rolle gehören und welche nicht (mehr). Du wurschtelst
Dich erstmal durch.
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Flucht ins Operative: Wenn die früher ausgeübte Tätigkeit mit mehr operativen Aufgaben verbunden war, flüchtest Du Dich
möglicherweise vermehrt in diese. Zum einen, weil Du sie kannst, zum anderen, weil Du mit den neuen Aufgaben noch nicht warm geworden bist. Das Üble daran ist: irgendjemand muss die zur neuen
Position gehörenden Aufgaben erledigen. Wenn es keiner macht, fällt es irgendwann auf oder es entwickelt sich ein Macht-Vakuum, das andere besetzen.
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Der Pinguin-in-der-Wüste-Effekt: Die in der Aufgabe geforderten Stärken und Neigungen sind einfach nicht Deine. Neue Kompetenzen kannst Du in
der Regel aufbauen, gewisse in der Persönlichkeit angelegte Charaktermerkmale kannst Du nicht ohne weiteres verändern. Und willst es vielleicht auch nicht.
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Falsche / idealisierte Vorstellungen von der Aufgabe: Du hast Dir die Tätigkeit einfacher oder zumindest anders vorgestellt. Und jetzt hast Du
den Salat.
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Veränderungen im Unternehmen: als Du den Job übernommen hast, gab es andere Schwerpunkte und Inhalte. Dein Job wurde mit Aufgaben
angereichert, die Dir weniger liegen.
- Wechsel Deiner Führungskraft: Der neue Chef setzt andere Prioritäten und tickt anders als die alte Chefin. Und / oder die Chemie stimmt einfach nicht.
Oft verläuft die Einarbeitung positiv
Es ist zwar herausfordernd, im Ergebnis jedoch positiv:
➡️ Du lernst dazu.
➡️ Du entwickelst Dich sukzessive in Deine neue Rolle hinein
➡️ Idealerweise hast Du einen Vertreter / eine Tandempartnerin, der/ die Aufgaben übernehmen kann, die Dir weniger liegen
➡️ Du erhältst Mentoring oder Coaching zur Unterstützung
und bewältigst die Herausforderungen in der Regeln nach einiger Zeit souverän, Erfolg stellt sich ein.
Doch manchmal ist es auch anders.
Das Kaninchen vor der Schlange
Ich kenne Menschen, die es zügig erkennen, wenn der aktuelle Job nicht der richtige für sie ist. Diese Menschen haben in der Regel ein gutes Gespür für sich selbst und können loslassen.
Manch einer wirft die Flinte auch mal zu schnell ins Korn und zeigt sich zu wenig anstrengungsbereit.
Eine wohlwollende Führungskraft und/oder ein guter Coach können dabei helfen, fehlende Kompetenzen aufzubauen, sich persönlich weiter zu entwickeln und die nötige Ausdauer zu zeigen. Ermutigung ist in herausfordernden Situationen wichtig.
Andererseits erlebe ich auch den Kaninchen-vor-der-Schlange-Effekt:
Menschen, die in einer - meist Führungsaufgabe - durchhalten und ausharren, obwohl die Freude schon lange verloren gegangen ist und Außenstehende längst sehen, dass hier etwas nicht
passt:
💢 Der/die Betreffende arbeitet immer mehr und versucht, Defizite und fehlende Kompetenzen durch Überstunden zu kompensieren, damit "es" niemand merkt.
💢 Die Auswirkungen auf die Gesundheit sind zunächst nur für die Person selbst spürbar. Früher oder später nehmen jedoch auch andere wahr, dass die betreffende Person gereizter ist, müder wirkt, öfter krank ist.
💢 Es ist wie in einer Zeitschleife: die viele Arbeit führt nicht zum ersehnten Erfolg. Kritisches Feedback nimmt zu.
💢 Die Anpassung an die weniger geliebten Job-Erfordernisse erfordern hohen Energieaufwand und dies führt irgendwann zu Erschöpfung.
💢 Konflikte mit Kollegen, Mitarbeitenden und der eigenen Führungskraft nehmen zu
💢 Dadurch steigen Selbstzweifel und das Gefühl zu versagen, was wiederum versucht wird, durch noch mehr Arbeit zu kaschieren.
Werte, Glaubenssätze und Gefühle
Gerade leistungsorientierte Menschen, die in einem entsprechenden familiären Umfeld aufgewachsen sind, tun sich in meiner Wahrnehmung schwer damit, eine berufliche Sackgasse zu verlassen. Innere Überzeugen wie "halte durch" oder "wenn Du es nicht schaffst, bist Du ein Versager", können dazu führen, dass die selbstschädigende Dynamik weitergeführt wird.
Immer wieder begegne ich auch mal Menschen, die nicht besonders leistungsorientiert aufgewachsen sind, für die der Status einer Position jedoch entscheidend für das Selbstkonzept ist. Gerade dann ist das Eingeständnis "dieser Job passt nicht zu mir"
mit großer Scham verbunden.
Scham und Angst vor Gesichtsverlust tragen dazu bei, eine Fassade aufrecht zu erhalten.
Die Angst, als Verlierer dazustehen, vor anderen und vor sich selbst, ist dann so groß, dass zur Abwehr dieser unliebsamen Gefühle und Erkenntnisse Selbstschädigung in Kauf genommen wird.
Arbeit darf Spaß machen - sei es Dir wert
Menschen, die sich in einer solchen oder ähnlichen Situation befinden, empfehle ich:
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Nimm die Situation an - es ist, wie es ist:
Diese Position passt in dieser Form nicht zu Dir. Überforderung bedeutet nicht, dass Du unfähig bist. Es ist letztlich nur ein Job und es gibt andere Positionen, deren Aufgabeninhalte besser zu Dir passen und in denen Du Deine Stärken und Neigungen ausleben kannst.
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Nimm Dir Zeit und stelle eine Standortbetrachtung an.
Hol Dir bei Bedarf einen neutralen Experten dazu:
- Woran liegt es genau, dass diese Position nicht passt?
- Was überfordert Dich konkret?
- Was gehört zu Deiner Rolle und was gehört nicht dazu?
- Welches sind Deine Stärken und was macht Dir Spaß?
- In wie weit kannst Du Deine Stärken und Neigungen in dieser Position leben?
- Worin liegen Deine Entwicklungsthemen und Lernfelder?
- Worin möchtest Du Dich weiterentwickeln?
- Wie könntest Du Deine aktuelle Aufgabe im Rahmen von Job Crafting so verändern, dass Deine Stärken mehr zum Tragen kommen?
- Wer könnte Dich in welcher Form unterstützen?
- Welche Optionen gibt es für Dich (im Unternehmen oder außerhalb)?
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Suche das Gespräch mit Deiner Führungskraft (das hast Du wahrscheinlich bereits getan), mit dem Ziel, konstruktiv über die Situation und
mögliche Lösungen oder auch Deine Erkenntnisse zu sprechen.
- Auch wenn die Situation herausfordernd oder auch mal festgefahren scheint, Du musst das nicht allein durchstehen. Es gibt Experten, die Dich begleiten können: z.B. Karriere-Coaches, Trainer, Mediatorinnen, Psychotherapeutinnen, Organisationsberater und andere.
Ich wünsche Dir, dass Du eine berufliche Aufgabe ausfüllst, die Dir Spaß macht und in welcher Du eine Vielzahl Deiner Stärken leben kannst, mit Menschen, die Dich und Deine Leistung schätzen. Wenn das nicht der Fall ist, sei es Dir wert und versuche, etwas daran zu verändern.