Für viele Menschen ist ein Sich-Zeigen im beruflichen Umfeld und oft auch in persönlichen Beziehungen zu anderen ein wichtiger Schritt für die eigene Entwicklung.
Dies bewusst wahrzunehmen und als Entwicklungsthema zu begreifen bedeutet, bereits den ersten Schritt auf dem Weg zum Ziel gegangen zu sein.
Was bedeutet es, sich zu zeigen?
Sich zu zeigen, heisst nicht, eine Rampensau zu sein oder zu werden. Es bedeutet auch nicht unbedingt, im Poetry Slam intime Gedichte und Gedanken vorzutragen. Sich zu zeigen, kann zum Beispiel heißen,
- Verletzlichkeit zu zeigen und nicht immer stark sein zu müssen
- die eigenen Grenzen gegenüber anderen zu wahren
- erlebte Grenzverletzungen anzusprechen
- Gefühle wie Ärger, Traurigkeit, Angst oder Freude authentisch zu zeigen
- seinen Standpunkt auch gegen Widerstände zu vertreten
- sich innerlich frei von Bewertungen anderer zu machen
- seine Meinung nicht an der Meinung der Mehrheit auszurichten
- den Mut zu haben, die eigene Rolle und das eigene Leben zu gestalten
- zu den eigenen Vorlieben zu stehen "ich bin Vampire Diaries-Fan",
"ich spiele gern Computerspiele" oder "ich lese gern Liebes-Schnulzen". - eigene Stärken ohne Scham herauszustellen und Schwächen nicht krampfhaft zu verbergen.
Der ein oder andere Leser wird denken, "das hat doch nichts damit zu tun, sich zu zeigen".
Doch, das hat es.
Gerade im beruflichen Kontext zeigen wir nicht immer unsere wahre Kern-Persönlichkeit, sondern eine von mehreren Personas, die unserer Kernpersönlichkeit nahe ist oder auch nicht.
Die Persona ist das von außen wahrnehmbare Verhalten, welches wir meinen, in einer Rolle oder in einem Umfeld zeigen zu müssen oder zeigen zu dürfen.
Warum haben wir Schwierigkeiten, uns zu zeigen?
Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe. Meistens wiederholen wir Verhaltensweisen aus der Kindheit, die uns in Anpassung an unser familiäres System nützlich waren. Je nachdem, ob wir ermutigt oder bestraft wurden, ob wir bestimmte Verhaltensmuster von Bezugspersonen übernommen oder uns angeeignet haben, um geliebt zu werden und unangenehme Gefühle nicht spüren zu müssen, unterscheiden sich die Gründe.
Am verbreitetsten sind die folgenden
- Scham - was denken die anderen über mich?
- Angst vor Bewertung. Dahinter können Glaubenssätze stehen wie "ich genüge nicht" oder "ich bin nicht gut genug". Diese Glaubenssätze sind uns nicht immer bewusst
- Versagensangst: Dahinter stehen in der Regel implizite oder explizite Botschaften von früheren Bezugspersonen "es nicht zu schaffen" oder "es nicht schaffen zu dürfen".
- Angst vor Ablehnung ist oft unbewusst und stark verbreitet. Diese Angst, nicht mehr dazuzugehören, ist archaisch, denn sie geht auf evolutionäres Verhalten zurück: wer in der Steinzeit aus seiner Sippe ausgestossen wurde, war allein nicht überlebensfähig
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Angst davor, Nachteile zu erfahren: "Wenn ich meiner Geschäftsleitung sage, was ich wirklich denke,
dann werde ich nicht befördert oder die Gehaltserhöhung wird gestrichen".
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An das Familiensystem- oder die Unternehmenskultur angepasste Verhaltensweisen
In unserer Familie war das Gefühl Wut oder Ärger nicht erlaubt. Deshalb passe ich mich
auch heute im beruflichen Kontext noch an.
- Antreiber-Verhalten: wer einem inneren "Machs-Recht-Antreiber" folgt, wird sich wahrscheinlich der Meinung anderer anpassen. Wer einen "Sei -Perfekt - Antreiber" in sich trägt, wird Fehler als unbedingt zu vermeiden und eine große Schmach ansehen. Wer zu einem Antreiber-Verhalten "Sei-Stark-" neigt, wird unreflektiert erstmal alles tun, um keine Schwäche zu zeigen.
- und weitere individuelle Ursachen
Wie äußert sich das Unbehagen, sich zu zeigen?
Es kann sein, dass Du Vermeidungsstrategien entwickelt hast, um unangenehme Gefühle nicht wahrnehmen zu müssen. Wie immer diese aussehen: der Körper spürt und speichert es.
Die Signale sind in der Regel nicht zu steuern. Man spricht auch von somatischen Markern, die sich ins Körpergedächtnis "eingegroovt" haben:
- ein Flattern im Magen oder in der Herzgegend
- ein warmes Gefühl im Oberkörper
- Röte im Gesicht
- ein Schweißausbruch
- eine zittrige oder leise Stimme
- der Kloß im Hals
- weiche Knie
- den Faden verlieren
- ein plötzlicher Blackout
- ein starrer angespannter Gesichtsausdruck
- Tränen
und all das, was Du spürst.
Schritt für Schritt kann es gelingen, Deine wahre Persönlichkeit zu zeigen
Niemand verlangt, dass Du von heute auf morgen Dein Innerstes nach außen kehrst.
Manchmal kann es auch von Vorteil sein, sich erstmal zurückzuhalten.
Wenn Du eher introvertiert bist, brauchst Du wohlmöglich etwas Anlaufzeit.
Deshalb nimm Dir kleine Schritte vor, und nicht zu viele auf einmal. Wenn Du zum Beispiel Deinen Standpunkt vertreten willst, übe dieses erstmal in einem Umfeld, dem Du vertraust und erst in einem zweiten oder dritten Schritt in einem Meeting vor Kollegen.
Es gehört ein Dranbleiben dazu, denn es wird auch Rückschläge geben: wenn Dein Freund Dich fragt "was ist denn mit Dir auf einmal los" oder wenn Kollegen nicht gleich darauf eingehen.
Wenn Du verborgene Glaubenssätze und Gefühle ergründen willst, kannst Du dies für Dich selbst in der Reflexion tun, Dich in eine Weiterbildung mit Persönlichkeitsentwicklung und Selbsterfahrungsanteilen begeben oder Dir einen Coach an die Seite holen, der oder die Deine Schritte professionell und ermutigend begleitet.
Egal welchen Weg Du gehst, sei Dir sicher:
1. Du bist nicht allein damit
2. Persönlichkeitsentwicklung braucht Zeit und Geduld.
Egal ob Du Deine Führungsrolle autonomer gestalten und / oder Dich persönlich weiter entwickeln willst, sprich mich gern an und wir schauen uns mögliche Ursachen, Deine Personas im Unterschied zu Deiner Persönlichkeit und alles, was Dich interessiert an.