Zuweilen fragen wir uns, was das Feedback, das wir erhalten, mit uns zu tun hat.
Da gilt die alte Regel:
„Feedback ist ein Geschenk“.
Und „Du musst nicht jedes Geschenk annehmen“.
Neutral betrachtet bringt uns ehrliches Feedback weiter. Denn es eröffnet uns eine Perspektive auf die Wirkung unseres Verhaltens, die wir selbst so nicht immer wahrnehmen. Und dies bedeutet eine Chance auf Wachstum und Entwicklung.
Wenn uns das Feedback piekt und stört, empfehle ich in einer stillen Minute zu reflektieren, ob nicht doch ein Körnchen Wahrheit an der ungeliebten Rückmeldung dran sein könnte. Denn wir blenden eigene Schwächen oder Macken auch gern mal aus.
Feedback lässt uns manchmal ratlos zurück
Manchmal lässt uns Feedback allerdings ratlos zurück. Wir sind irritiert und überrascht und wissen nicht so recht, etwas damit anzufangen.
In diesen Fällen empfehle ich
- sich zu dem konkreten Aspekt ein Feedback von anderen einzuholen. Unter diesen Menschen sollten uns nahe stehende Personen sein, durchaus aber auch jemand, der uns nicht so gut kennt
- den Feedbackgeber nochmal zu bitten, seine Wahrnehmungen an einem Beispiel zu verdeutlichen, insbesondere, wenn der Feedbackgeber für uns wichtig ist
- zu reflektieren, was das erhaltene Feedback über den Feedbackgeber aussagen könnte
Feedback kann auch eine Projektion sein
Dem Feedback kann auch eine Projektion des Feedbackgebers zugrunde liegen.
Bei einer Projektion werden einer anderen Person unbewusst eigene Gefühle, Impulse und an sich selbst ungeliebte Eigenschaften und Verhaltensweisen
zugeschrieben.
Projektion dient der Vermeidung von Angst und Scham und der Aufrechterhaltung eines mit dem eigenen Selbstverständnis vereinbarten Bildes von sich selbst.
Es werden die idealische Projektion und die Schattenprojektion unterschieden.
- Bei der Idealischen Projektion werden dem anderen idealische Wunschvorstellungen zugeschrieben, um sich selbst aufzuwerten.
- Bei der Schattenprojektion werden anderen nicht annehmbare Phantasien zugeschrieben, weil sie dort besser bekämpft werden können. Eigenes Fehlverhalten und an sich selbst ungeliebte Eigenschaften werden nach außen verlagert: jemand anderes tut etwas Falsches, dadurch wird die Person von Schuldgefühlen entlastet und kann andere für das eigene Fehlverhalten bestrafen.
Was Feedback mit Marlene Dietrich zu tun haben kann
Was wir oft vergessen, ist, dass Feedback viel über den Sender aussagt!
Dein Gegenüber gibt mit seiner Rückmeldung Einblick in seinen oder ihren Bewertungsmaßstab, gemachte Erfahrungen, Vorurteile oder sein Denken und Fühlen und damit den eigenen Bezugsrahmen.
Wenn z.B. Familie und Erziehung so ausgelegt waren, dass weibliche Führung nicht vorkam und wenn, dann allenfalls das Bild einer zickigen Megäre mit
Haaren auf den Zähnen gezeichnet wurde, dann ist es kein Wunder, wenn Selbstbewusstsein und Dominanz (neutral betrachtet) bei einer Frau nicht gern gesehen sind.
Ich habe vor Jahren mal erlebt, dass mich ein Abteilungsleiter-Kollege im gleichen Alter aus nicht nachvollziehbaren Gründen mit allen Mitteln bekämpft hat. Unter 4 Augen ging es miteinander, aber sowie ein weiterer Mann dabei war, kamen nur Anfeindungen.
Feedback bekam ich von ihm dann indirekt:
Ein gemeinsamer Bekannter, mit dem ich befreundet war, brachte mir mal einen Artikel aus einer Alumni-Absolventen-Zeitung mit. Dort hatte mein Kollege einen Beitrag geschrieben, in welchem er seine Gedanken zum Thema "Frauen in Führung" preis gab. Er beschrieb eine Frau in "so einem gestreiften Marlene-Dietrich-Anzug", die sich tatsächlich herausnahm, als Abteilungsleiterin entscheiden und den Ton angeben zu wollen. Im Artikel geschilderte Situationen kamen mir zwar verzerrt, aber doch bekannt vor.
Die beschriebene Frau im Marlene -Dietrich-Hosenanzug sollte tatsächlich ich sein. Und ja, ich hatte einen ziemlich schicken Nadelstreifen-Hosenanzug, den ich ab und zu gern trug, den der Kollege scheinbar unmöglich fand und den er mit allem für ihn Negativen, was Frauen in Führung so mit sich bringen, in Verbindung brachte.
Mein Bekannter und ich haben uns köstlich über den Artikel amüsiert. Ich fühlte mich überhaupt nicht angegriffen, sondern hatte eher etwas Mitleid mit dem gleichaltrigen Kollegen, da er sich so offensichtlich bedroht fühlte.
Dieses Beispiel erzähle ich gern im Zusammenhang mit Feedback, wenn es darum geht, was Feedback über den Sender aussagen kann.
Du entscheidest, wie Du mit erhaltenem Feedback umgehst
Wenn Feedback Dich also irritiert, dann schau genauer hin:
- Bei Kritik an "zu selbstbewusstem Auftreten" und zu viel Dominanz reflektiere, ob der Feedbackgeber auch gern im Mittelpunkt steht und selbst dominante Seiten hat oder sie vielleicht gern hätte.
- Bei der Rückmeldung, "Du bist zu wenig emotional", kann dies durchaus so sein. Frag am besten nach Beispielen. Wenn der Feedbackgeber z.B. selbst wenig emotional ist, fällt ihm Dein Verhalten wie unter dem Brennglas als Schwäche auf.
Du bist ok so, wie Du bist und kannst an Feedback wachsen und Dich weiter entwickeln.
Du entscheidest, welches Feedback Du annimmst und welches nicht.
Sofern Du von unterschiedlichen Persönlichkeiten ähnliches Feedback erhältst, lohnt es sich, auf die eigenen blinden Flecken zu schauen.
Du hast Feedback erhalten, das Dich nicht glücklich macht oder irritiert?
Wenn es Dich beschäftigt, dann lass uns gemeinsam schauen, wie Du Dich weiter entwickeln kannst.