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Kann ich meinen Wahrnehmungen vertrauen?


Maik S. will in der Supervision einfach mal drüber reden: seine Wahrnehmungen, ob er sich alles nur einbilde und zu empfindlich sei. Oder was ein Blick von außen zu seiner Situation meint.

Maik arbeitet als Abteilungsleiter Vertrieb in einem Konzern und ist in seiner jetzigen Position etwa 10 Jahr lang erfolgreich tätig.


Maik und sein Chef

Maik beschreibt seine Tätigkeit als abwechslungsreich mit wenig Routinetätigkeiten und viel Freiraum.

Er hat sich über die Zeit ein gutes Team zusammengestellt, mit dessen Mitgliedern er auch persönlich gut auskommt. Sein Arbeitspensum beschreibt er als variabel, von sehr anspruchsvoll mit hoher Termindichte bis zu ausgewogen und "Spielraum" gewährend. Sein Job macht ihm Spaß.

Nur mit seinem Chef ist das so eine Sache. Dieser war vor 8 Jahren ins Unternehmen gekommen und hatte schnell unter den Kollegen und Kolleginnen eine gefühlte Zwei-Klassengesellschaft etabliert. Da gibt es einen Inner Circle, mit dem der Chef auch Vertrauliches bespricht und mit dessen Mitgliedern er sich mittags zum Essen trifft und Golf spielt. Und es gibt die anderen, die nicht zum Inner Circle gehören, so auch Maik.

Mit Maik laufen die regelmäßigen Gespräche formaler und zu festgelegten Terminen.

Maik gehörte bisher in den gesamten 10 Jahren, in denen er seine Aufgabe als Abteilungsleiter ausübt, mit seinem Team zu den Leistungsträgern. Er übertraf bisher jedes Jahr die ihm gesetzten Ziele in unterschiedlichen Kategorien, ist respektiert und geschätzt bei seinen Mitarbeitenden und wird auch aus anderen Fachbereichen immer mal um seine Meinung zu neuen Themen gefragt. Und doch....


Maiks Wahrnehmungen ... wahr oder eingebildet?

Maik beschreibt zu Beginn, dass er gar nicht so genau wisse, warum er hier sitzen würde. 

Eigentlich sei alles ok. Auf meine Frage, was "alles" und was "ok" sei, führte er aus:

Er bekommt regelmäßig Gehaltserhöhungen, er erhielt bisher bis auf ein Jahr, in welchem das Budget besonders knapp war, jedes Jahr eine hohe Prämie für seine Top-Leistungen, wird in Vier-Augen-Gesprächen vom Chef gelobt und wertgeschätzt. Und doch registriert er immer wieder anderes:

  • Sein Chef äußert Wertschätzung nie vor Dritten z.B. in Meetings oder vor der Geschäftsleitung,
    wo er andere und deren Leistung durchaus herausstellte. 
  • Sein Chef geht an seinem Büro in der Regel vorbei und kommt nur herein, wenn er eine Frage oder einen Auftrag für Maik hat. Bei Inner-Circle- Kollegen hingegen bleibt er auf einen Schwatz und teilt auch Privates.
  • Maik hatte zunächst nur so ein komisches Gefühl, achtete dann aber verstärkt drauf: in Meetings und Gesprächsrunden weicht sein Chef seinem Blick beständig aus und schaut ihn fast nie an.
    Dies stört Maik zunehmend.
  • Maik erhält zwar gutes Feedback und auch Beurteilungen, die für ihn "ok" sind. Wenn es um weitere Beförderungen geht, hält sich die Potenzial-Beurteilung seines Chefs jedoch in Grenzen und es wurden bisher nur Mitglieder aus dem Inner Circle befördert. Dies fiel zuletzt auch Außenstehenden auf, da der Chef eine Kollegin zur Beförderung vorgeschlagen hat, die sich weder leistungsmäßig noch von ihrer Persönlichkeit her für eine Beförderung empfahl.

Dies war der Auslöser für Maik, sich mal eine unabhängige Meinung einzuholen.


Der Coaching-Prozess

Zunächst ist es wichtig, dass Maik lernt, seinen Wahrnehmungen zu vertrauen. In Maiks Familie wurde über ganz offensichtliche Probleme und Situationen nicht gesprochen. Maik hatte feine Antennen und bemerkte als Kind vieles, was seine Eltern ihm gegenüber leugneten. Dadurch hatte Maik nicht gelernt, eigenen Wahrnehmungen zu vertrauen: sein Chef schätzt seine Leistungen , für eine persönliche Beziehung scheint die Sympathie nicht auszureichen.

Nachdem Maik seine Wahrnehmungen beschreibt, fühlt und für sich als real anerkennt, muss er für sich reflektieren und entscheiden, wie wichtig es ihm ist, auch persönlich von seinem Chef geschätzt zu werden.

Maik resümiert, dass er sich eigentlich nicht beschweren kann: er erhält materielle und persönliche Anerkennung für seine Leistungen und gilt im Unternehmen als gefragter Experte. Kann und will er akzeptieren, dass er bei seinem Chef in der Hierarchie der Führungskräfte nicht im Inner Circle mitspielt?


Fazit

Im Ergebnis hat Maik sich dafür entschieden, im Unternehmen in einen anderen Bereich  zu wechseln.

Er vertraut dabei auf sich und seine Kompetenzen. Ihm ist bewusst geworden, wie wichtig es für ihn ist, auch persönlich eine gute Beziehung zu seiner Führungskraft zu pflegen. Diese muss nicht symbiotisch eng sein, aber doch so, dass er das Gefühl hat, nicht nur als Arbeitskraft, sondern auch als Persönlichkeit und Mensch gemocht zu werden. Dabei gilt es für ihn auch zu akzeptieren, dass es auch im beruflichen Kontext persönliche Sympathien gibt und Sympathie oder Antipathie nicht erzwungen werden kann.

Maik hat seinen Wechsel nicht bereut. Mit seiner jetzigen Chefin verbindet ihn eine professionelle Arbeitsbeziehung, die auch von persönlicher Wertschätzung getragen ist. Und.... er wurde von seiner jetzigen Führungskraft in den Potentialkreis für Beförderungen empfohlen.

Sie wollen Ihre aktuelle Situation reflektieren oder sich beruflich verändern?

Sprechen Sie mich gern auf ein begleitendes Coaching an.

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