Big Quit ist ein Phänomen, das im Zuge der New Work - Bewegung erstmalig beobachtet und durch Corona beschleunigt wurde.
Arbeitnehmer kündigen ihre Jobs, da sie den Sinn in ihrer Tätigkeit vermissen und ihre Bedürfnisse auf Selbstbestimmung nicht oder zu wenig erfüllt sehen. Die Unternehmenskultur kann für diese
Entscheidung genauso ausschlaggebend sein, wie
(Dauer-) Konflikte am Arbeitsplatz, Stress, die eigene Führungskraft oder der schlichte Wunsch,
aus dem gefühlten Trott auszubrechen.
Manch einer ist auf der Suche nach DEM EINEN Job, der all seine oder ihre Wünsche und Bedürfnisse erfüllt und gleichzeitig ein auskömmliches Leben
ermöglicht.
Parallel beklagen Unternehmen, dass ihnen Fachkräfte fehlen, junge Menschen heute keine Lust dazu haben, allzu viel Verantwortung zu übernehmen und die Mitarbeiter-Loyalität zu Unternehmen zunehmend nachlässt. So muten Stellenanzeigen mit Sätzen wie
"Wir suchen Dich, wenn Du für Deine Kunden brennst" oder
"Brennst Du für innovatives Prozessmanagement? Dann bist Du bei uns richtig"
in diesem Kontext fast wie aus der Zeit gefallen an.
Musst Du zwangsläufig brennen, um einen guten Job zu machen?
Reichen nicht auch Professionalität und ein gutes Maß an Zufriedenheit aus,
wenn Du mit Deinem Leben sonst zufrieden bist und Dein Job unterm Strich mehr Vorteile als Nachteile hat ?
Professionalität bedeutet, seine berufliche Rolle verantwortungsbewusst
und inhaltlich wie qualitativ fachgerecht im Rahmen des zum Beruf gehörenden Standards auszuüben.
Das bedeutet auch, etwas gut zu erledigen. Zu Professionalität gehören z.B. Rollenklarheit, Verantwortungsbereitschaft,
Konfliktkompetenz,
Handlungs- und Verhaltenskompetenzen
wie z. B. Selbstmanagement:
- Wie gehe ich mit eigenen Motivationsschwankungen um?
- Ist es ein vorübergehendes Motivationsdefizit oder fehlt etwas Grundlegendes?
-
Wie grenze ich mich gegenüber Anforderungen meines Teams und/oder meiner Führungskraft ab,
um nicht auszubrennen? - Wie setze ich meine Ziele durch und vertrete meinen Standpunkt?
- Muss ich gleich den Job wechseln oder kann ich im Sinne von Selbstwirksamkeit die Inhalte und Rahmenbedingungen meines derzeitigen Jobs zu meinen Gunsten beeinflussen?
Übrigens alles Themen, die im Coaching reflektiert werden.
Es ist wunderbar, wenn Du Deinen Traum-Job gefunden hast und fühlst "Das ist genau das, was ich immer machen wollte". Ich will kein Wasser in den Wein schütten, doch auch in diesem Traum-Job kehrt irgendwann ein gewisses Maß an Routine ein. Schön, wenn es immer wieder neu zu gestaltende oder zu erobernde Themen gibt, für die Du Dich begeistern kannst.
Doch was ist mit all denen, die nicht in ihrem "Traumberuf" arbeiten,
die nicht für ihren Job "brennen", sondern verantwortungsbewusst und professionell in ihrem Feld gute Arbeit leisten?
Verfehlen die ihr Leben und sollten sich dringend auf die Suche nach einem Job begeben, für den sie "brennen" ? Oder
müssen sie sich weniger wert fühlen, weil sie "nur" einen Job und Arbeitgeber haben, der ok ist, den eigenen Lebensstandard sichert und auf der nach oben offenen Skala der
Jobzufriedenheit einen
guten Mittelwert erreicht?
Das sind Fragen, die ich mit Klienten im Coaching neben Themen wie Kompetenzen, Motiven, Wünschen und Neigungen auch erörtere.
Was ist, wenn Du einen Job als Prozessmanager ausübst und Dich persönlich gern literarisch betätigst, für Fussballtraining von Jugendmannschaften oder Reiten brennst?
Is es ein Muss, zwangsläufig hauptberuflich als Schriftstellerin, Bibliothekar, Reitlehrerin oder Pferdepfleger zu arbeiten?
Was ist, wenn Du sonst mit Deinem Leben ganz zufrieden bist?
Fröhlicher Single oder in einer liebevollen Beziehung, Dir viele Deiner Wünsche erfüllen kannst und wichtige Bedürfnisse lebst (auch wenn diese außerhalb des Berufes liegen)?
Vielleicht befindest Du Dich auch in einer suchenden Phase und hast diverse Möglichkeiten, kannst Dich aber nicht entscheiden? Entweder weil Du nur eine vage Idee Deiner Stärken und Kompetenzen oder romantische Vorstellungen vom Traumjob hast.
Bei Dauerfrust ist es Zeit für eine Veränderung
Nicht dass hier einer falscher Zungenschlag hineinkommt: Wenn Du in Deinem derzeitigen Beruf nicht zufrieden bist, Du und Deine Arbeit nicht angemessen wertgeschätzt wirst, die Unternehmenskultur nicht so ist, dass Du Dich wohl fühlst und/oder Du Dich mit der Art der Tätigkeit überhaupt nicht mehr identifizieren kannst, dann ist es Zeit für eine Veränderung.
Das gilt auch für psychische Angriffe jeglicher Art, z.B. wenn Du Mobbing oder Training ausgesetzt bist.
Kompensation des ungelebten Lebens
Zuweilen nehme ich wahr, dass manche Menschen überzogene Wünsche an ihren Beruf haben und die definierten Anforderungen und Erwartungen kaum erfüllbar sind.
Der Job soll gleichzeitig erfüllend und abwechslungsreich, gut bezahlt und sinnhaft, nachhaltig und möglichst nah am Wohnort sein, evtl. auch ein gutes Image nach außen für die eigene Peergroup verkörpern.
Diese Vorstellungen können dazu führen, dass Menschen in Bezug auf einen Job/ Wechsel keine Entscheidung treffen oder sich nach kurzer Zeit bei ihnen immer wieder Unzufriedenheit einstellt.
Gerade wenn wichtiges im eigenen Leben fehlt, wie z.B. Sicherheit oder Geborgenheit, Orientierung, der momentane Platz im Leben, Anregung, Anerkennung oder Struktur, soll der Job möglichst alles kompensieren was fehlt. Phasenweise kann der ausgeübte Beruf auch eine Halt gebende oder Struktur schaffende Funktion haben.
Wenn wir im Rahmen unserer Persönlichkeitsentwicklung nicht gelernt haben, mit inneren und äußeren Widerständen umzugehen, hinderliche alte Verhaltensmuster durch förderliche zu ersetzen, werden wir in fast jedem Beruf, in jedem Unternehmen früher oder später auf dieselben Konflikte und Probleme stoßen und dann beginnt die Suche nach dem "Traumjob" wieder von vorn.
Für ein Coaching zur Klärung, beruflichen Entwicklung und/oder Persönlichkeitsentwicklung sprich mich gern an.