Humor kann trennen und verbinden
Wann ist Humor gesund und förderlich für die Zusammenarbeit und wann gilt es, Grenzen zu setzen?
Mitarbeitende tragen Verantwortung für ihr eigenes Verhalten und Führungskräfte sind keine Nannys oder Psychotherapeuten. Allerdings kommt Führungskräften im Rahmen ihrer Rolle Verantwortung für Umgangsformen und Kommunikation in den von ihnen geführten Teams zu und damit auch dafür, einen Rahmen psychologischer Sicherheit zu schaffen, der es ermöglicht, Grenzverletzungen anzusprechen.
Humor im Team kann soviel Positives bewirken
Humor kann
➡️ Menschen
verbinden
➡️ vermeintlich
Schwieriges leichter erscheinen lassen
➡️ Brücken
bauen
➡️ Sympathie
auslösen
➡️ durch echtes Lachen Glückshormone produzieren
➡️ angespannte Situationen auflockern
Gemeinsames Lachen kann Teams
zusammenrücken lassen und eine einzigartige Atmosphäre des Sich-Verstehens schaffen, und seien wir ehrlich: mit einem Augenzwinkern macht Vieles doch mehr Spaß. Dabei ist es förderlich, wenn
Menschen über sich selbst lachen können und sich nicht in jeder Situation allzu wichtig nehmen (müssen).
Humor kann auch zur Zeitbombe werden
Bei allem Verständnis für die lustigen Momente im
Leben kann Humor auch
❗️andere verletzen, in dem eine Grenze überschritten wird
❗️Einzelne oder eine ganze Gruppe ausgrenzen
❗️bewusst trennen
❗️ abwerten
❗️zu Demütigung führen
❗️der Beginn von Mobbing sein
Die Grenzen zwischen herzhaftem Lachen,
Auflockerung und Verletzung , Abwertung sind dabei fein und oft fließend. Humor im Team sollte dort enden, wo er andere bewusst verletzt.
Das Verständnis dafür, was lustig ist und was nicht und die individuellen Grenzen einzelner Teammitglieder dürfen immer wieder neu ausgehandelt und neu gesetzt werden.
Wann gilt es aufzupassen?
Meistens sind die Grenzen fließend und auch in gut zusammenarbeitenden Teams können sich Automatismen einschleichen, die irgendwann nicht mehr ok sind.
Aufgrund meiner Erfahrungen aus der Begleitung von Teams und Einzelner sowie aus der Führung sollte das Team / die Führungskraft bei folgenden Merkmalen näher
hinschauen:
❗️ Es werden wiederholt Witze oder lustige Sprüche z.L. derselben Personen oder Gruppen
im Team gemacht.
❗️ Die "Witze- oder Sprüche-Macher" sind immer dieselben.
❗️ Der Humor wird schärfer.
❗️ Der Humor richtet sich wiederholt an bestimmte Gruppen, die auch im Team vertreten sind, z.B.
Frauen, Nationalitäten, Religionen, Menschen der LBQT-Gruppe und wertet diese irgendwie ab.
❗️Es entstehen durch den Humor Über-/Unterordnungsverhältnisse "wir" und "die anderen".
❗️Betroffene lachen nicht mehr wirklich mit.
❗️Die Witze häufen sich und richten sich systematisch an Einzelne.
Was kann Führung tun?
Zunächst einmal sind Führungskräfte nicht für das individuelle Verhalten ihrer Mitarbeitenden verantwortlich. Führungskräfte haben auch nicht die Aufgabe, ihre Mitarbeitenden hinsichtlich deren persönlicher Einstellung zu belehren oder zu verändern.
Dennoch hat Führung die wichtige Aufgabe, einen Rahmen der psychologischen Sicherheit zu schaffen, der es ermöglicht, dass jeder Einzelne im Team sich sicher fühlt, Störungen, Verletzungen oder Fehler anzusprechen. Und die Führungskraft kann Einfluss darauf nehmen, welche Regeln am Arbeitsplatz gelten.
In einem psychologisch sicheren Rahmen wird offen diskutiert und werden Unterschiede und Verhalten immer wieder neu ausgehandelt.
Führungskräften empfehle ich daher
🟢 ihren Blick nicht nur auf die Ziele zu richten, sondern in die Gesichter ihrer Mitarbeitenden
🟢 regelmäßig in den engeren Austausch mit dem gesamten Team bzw. je nach Größe mit
einzelnen Gruppen und Einzelnen zu gehen. Nur durch Kontakt werden schädliches Kommunikations-
/Verhalten und Abwertungen überhaupt wahrgenommen.
🟢 ihre Sensibilität und Empathie zu trainieren, denn nur weil 8 von 10 Teammitglieder lachen, muss der
Humor nicht ok sein
🟢 eigene Wahrnehmungen sowohl bei Einzelnen als auch im Team offen anzusprechen und dadurch
Teammitglieder zu ermutigen, Störungen selbst anzusprechen und Grenzen zu setzen
🟢 Bei Häufung von Witzen z.L. von Minderheiten im Team ( Männer, Frauen, Nationalitäten)
unabhängig vom eigenen Humor Wahrgenommenes anzusprechen und Regeln aufzustellen
bzw. auch mal Grenzen zu setzen.
🟢 Nicht immer automatisch mitzulachen, wenn der Humor zu Lasten Einzelner / Gruppen geht, sondern
zu beobachten, zu fragen, zu hinterfragen.
🟢 Bei Humor, der offensichtlich das Ziel hat, bloßzustellen und abzuwerten, frühzeitig einzugreifen und
erste Ansätze von Mobbing zu verhindern.
Du musst nicht alles alleine machen!
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Du fühlst Dich als systematische Opfer von Humor und möchtest lernen, Grenzen zu setzen?
Du wünscht Dir eine Team-Begleitung?
Zögere nicht, sprich mich gern an.