Es gibt Meetings und Gesprächssituationen, in denen wissen wir oft schon vorher, dass sie nicht konstruktiv verlaufen werden. Wir spüren eine innere Abneigung, zuweilen auch gegen einzelne Beteiligte.
Das kann Verhandlungen, reguläre Meetings, Konfliktgespräche oder Performance-Dialoge betreffen.
Ich wette, jedem, der dieses gerade liest, fällt mindestens eine Situation aus dem beruflichen oder privaten Umfeld ein, in der er oder sie mit gemischten oder
sogar negativen Gefühlen in die Gesprächssituation geht:
- Die Dauer-Diskussion mit der Schwester-Abteilung, in der es um Schnittstellen, Zuständigkeiten, Budgets und letztendlich Macht geht.
- Die Meetings, die Kollege Maier für sich immer wieder als Bühne vor der Geschäftsleitung nutzt, um herauszustellen, wie unersetzbar er ist und aus denen wir frustriert herausgehen, weil er damit meistens sein Ziel erreicht.
- Das Gespräch mit dem Mitarbeitenden Weber, der in jedem Gespräch „sein“ Projekt anspricht, das bereits vor Monaten abgelehnt wurde und an dem er unverdrossen weiterarbeitet.
- Der monatliche Jour Fix mit Frau Bauer, die jedes Mal ihre Unzufriedenheit über ihr Gehalt äußert und es schafft, jedes Gespräch dahin zu führen, dass sie ihre Kollegen abwertet und ihre eigene Leistung als einzigartig herausstellt.
- Der Austausch mit Bereichsleiter-Kollegin Assmann, der es jedes Mal gelingt, Sie auf die Palme zu bringen, in dem sie sich in Ihre Verantwortlichkeiten einmischt ohne die eigenen zu regeln.
Wenn wir in solche Gespräche gehen, antizipieren wir den schwierigen Verlauf und versetzen uns damit bereits vor dem Gespräch in eine negative Gestimmtheit, die unsere Sicht auf den anderen, die Situation und uns selbst beeinflusst. Um uns in eine positive oder zumindest neutrale Gestimmtheit zu versetzen, können folgende Impulse helfen:
Es gilt, Bewusstheit zu erlangen über unsere Haltung zu uns selbst, den anderen und die Situation:
Wenn wir mit einem inneren Überlegenheitsgefühl (Ich bin besser / ich kann es besser als der andere) in das Gespräch gehen, werden wir unser Gegenüber dies durch unser Verhalten und unsere Kommunikation aus einer bewussten oder unbewussten Verfolger-Rolle spüren lassen.
Wenn wir mit einem Unterlegenheitsgefühl in die Situation gehen (Der andere ist besser / kann es besser als ich), dann werden wir mit unserem Gegenüber nicht auf Augenhöhe kommunizieren, sondern aus einer inneren Opfer-Rolle heraus.
Erst wenn es uns gelingt, die innere Haltung einzunehmen, in der wir uns und den anderen als menschlich gleichwertigen Gesprächspartner sehen, ist eine Grundlage für konstruktive Kommunikation gegeben.
Wer meinen Beitrag im letzten Impulsletter zu Übertragung und Re-Inszenierung gelesen hat, weiß dass wir im beruflichen oder privaten Umfeld manchmal dazu neigen, Situationen und Gefühle aus unserer Herkunftsfamilie zu wiederholen:
Wir erkennen im Kollegen Maier eine Ähnlichkeit mit dem älteren Bruder, der die Abendessen regelmäßig für die Zurschaustellung seiner Einzigartigkeit nutzte und damit von den Eltern Anerkennung erhielt.
Oder wir erkennen in Frau Aßmann, die sich ständig in unseren Verantwortungsbereich einmischt, Parallelen zum Verhalten eines übergriffigen Elternteils, das früher unsere Grenzen nicht angemessen respektiert hat.
Folgende Reflexion kann dazu dienen, sich vor einer als schwierig antizipierten (wiederkehrenden) Gesprächssituation in eine positive Gestimmtheit zu versetzen.
Nehmen Sie sich vor dem anstehenden Gespräch bewusst Zeit, evtl. mit einer Tasse Kaffee:
- Woher kenne ich eine ähnliche Situation?
- An wen erinnert mich mein ungeliebter Gesprächspartner möglicherweise?
-
In welcher Grundhaltung fühle ich mich dem Gesprächspartner gegenüber:
*Wir sind beide menschlich gleichwertig ( OK/OK )
*Ich bin / kann es besser als der andere; der hat keine Ahnung (OK/Nicht-OK).
*Ich fühle mich dem anderen unterlegen / hoffentlich merkt der das nicht (Nicht-OK/OK).
Versuchen Sie, sich bewusst vor dem Gespräch in eine OK/OK-Haltung zu bringen.
4. Welche
3 positiven Eigenschaften hat mein Gegenüber?
5. Was
kann mein Gegenüber besonders gut?
6. Was
könnte ich von meinem Gegenüber lernen?
7. Wofür
könnte ich mein Gegenüber loben?
8. Was
könnte eine win-win-Situation für beide Seiten sein?
Wenn Sie dies 15 Minuten vor einem unangenehmen Gespräch reflektieren, werden Sie
in einer anderen Gestimmtheit in das Gespräch gehen. Das wird sich auf Ihre Kommunikation, die Gesprächsatmosphäre und Ihr Gegenüber auswirken.
Versuchen Sie es! Sie machen das bestimmt gut!
Sie haben Fragen oder wollen einen Konflikt mit Begleitung reflektieren?
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