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Das Prinzip Nähe in virtuellen Teams

Einer der wichtigsten Faktoren für das Gefühl von Zugehörigkeit ist Nähe.

 

Wir Menschen sind soziale Wesen und haben das Bedürfnis, mit Menschen in unserem Umfeld eine nahe zwischenmenschliche Beziehung einzugehen. 

Dieses Gefühl der Annäherung und Zugehörigkeit existiert in jeder engeren Beziehung und auch in jedem Arbeitsteam. Dies ist einer der Gründe, warum die Arbeitsumgebung für uns wichtig ist. 

 

Teams, die dauerhaft Remote arbeiten, laufen aktuellen Studien zufolge Gefahr,  mit der Zeit das Nähe-Gefühl und die Verbundenheit zueinander zu verlieren. Wie kommt das und was können wir dagegen oder besser dafür tun?

 

Nähe und Verbundenheit sind emotionale Reaktionen, die nur zum Teil gesteuert werden können. Der andere Teil ist hormonell bestimmt, denn unser Gehirn schüttet das Bindungshormon Oxytocin aus. Dieses Hormon wird durch Nähe beeinflusst und bewirkt, dass wir Vertrauen zeigen können, uns verbunden und zugehörig fühlen. Dies ist nicht nur in Liebes- Beziehungen so, sondern auch in Arbeitsbeziehungen.

 

Eine Kernaufgabe von Führungskräfte in Zeiten von Remote-Arbeiten ist es, die Rahmenbedingungen der virtuellen Zusammenarbeit so zu gestalten, dass die Verbundenheit und Teamzugehörigkeit erhalten bleiben. Dazu ist die Herbeiführung des Gefühls von Nähe erforderlich.

Wie geht das nun im virtuellen Raum? Dazu gilt es die Prinzipien von Nähe zu verstehen: 

 

     1.    Räumliche Nähe
Wenn wir im Office sind, kennen wir alle den Kaffeeplausch in der Pantry, die Gespräche am Rande offizieller Meetings, den gemeinsamen Lunch und das Feierabendbier. 

Wenn wir jetzt virtuell zusammenarbeiten, bleibt uns nur der virtuelle Raum. Und den gilt es so oft wie möglich zu teilen. Der gemeinsame virtuelle Raum in unterschiedlichen Teamkonstellationen aber auch mit dem Gesamtteam erhöht die Chance, dass Zugehörigkeit und Verbundenheit weiterhin erhalten bleiben oder sich bei neuen Teammitgliedern einstellt.
Dieses Teilen des virtuellen Raums muss nicht endlos ausgedehnt werden, sollte aber kurz, effizient und regelmäßig erfolgen. Wenn die Führungskraft dieses vorlebt, dann stellt sich irgendwann ein ähnlich intensiver Austausch ein und die Mitarbeitenden haben genauso wenig Hemmungen, die Führungskraft häufig anzurufen oder zu einem Online- Meeting einzuladen, wie es im Büro der Fall war.

     2.    Die Frequenz von Nähe
Je mehr ich mit jemandem im Job zu tun habe, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich der Person verbunden und damit nah fühle.
Je öfter ich mit der Person kommuniziere und interagiere, desto stärker wird in der Regel die Beziehung zueinander. 
Im virtuellen Raum bedeutet dies, dass Führungskräfte häufigen Kontakt zu jedem einzelnen Teammitglied herstellen sollten. Dies kann auf allen Kanälen ( Video, Telefon, mail, WhatsApp, Firmen-Chat) erfolgen, sollte möglichst einmal täglich optisch/online oder mindestens telefonisch sein.
Dabei geht es nicht um die Kontrolle von Anwesenheit im Homeoffice oder der Arbeit, sondern vielmehr um den Kontakt und den Austausch über Arbeitsergebnisse, Herausforderungen, Schwierigkeiten und ggf. benötigte Unterstützung. 


Und um den persönlichen Kontakt zueinander. Wenn ich früher durch die Büros gegangen bin, habe ich ohne, dass meine Mitarbeitenden etwas sagen mussten, ein Gefühl dafür bekommen, wie er oder sie drauf ist. Und auch dafür, mit wem ich einen kurzen Kaffee trinken möchte (muß).
Wer seine Mitarbeitenden kennt, hört dies auch an der Stimme.

Bei einem langjährigen Mitarbeiter habe ich dies früher an der Art, wie er Mails formuliert hat erkannt.  Wenn diese lang, problematisch und kompliziert waren, dann war er nicht gut drauf und brauchte Nähe. Und genau darum geht es: Auch in der virtuellen Zusammenarbeit kann die Führungskraft Nähe durch häufigen Kontakt herstellen und die Teammitglieder dazu motivieren, dies auch untereinander zu tun. 

 

     3.     Die persönliche Affinität

Es liegt in unserer Natur, dass wir am liebsten mit Menschen zusammen sind, die uns ähnlich sind und mit denen wir viel gemeinsam haben. Dies kann dazu führen, dass wir anderen gegenüber voreingenommen sind. Das gilt sowohl für Präsenz-Arbeit als auch die virtuelle Zusammenarbeit. :

  • Überlegen Sie, mit wem aus Ihrem Team haben Sie in Präsenz oder am Telefon/ virtuell den häufigsten Kontakt?
  • Was zeichnet diese Menschen aus und wie stehen Sie zu ihnen?
  • Wie gern rufen Sie die unterschiedlichen Teammitglieder an?
  • Mit wem haben Sie am wenigsten Kontakt?

Die Beachtung dieses Prinzips von Nähe ist möglicherweise das Schwierigste, denn es sagt etwas über uns aus. Als Führungskraft ist es wichtig, in der virtuellen Zusammenarbeit zu allen Teammitgliedern einen vergleichbar häufigen Kontakt herzustellen, auch zu denjenigen, die uns nicht so ähnlich sind und die wir möglicherweise als anstrengend empfinden. 
Nur wenn alle mitgenommen werden, kann sich auch virtuell ein Zusammengehörigkeitsgefühl einstellen. 

Die Bedürfnisse nach Nähe sind von Mensch zu Mensch natürlich unterschiedlich. 

Es gibt Distanz-Typen, die mehr oder weniger ausgeprägt gar nicht so viel Nähe brauchen.

Diese kommen gut mit Remote – Arbeiten zurecht, melden sich recht wenig und sind in der Regel von virtuellen Meetings genervt und versuchen auszuweichen, wenn sie dies können.
Aus Sicht des Chefs pflegeleichte Typen. 

Und dann gibt es die Nähe-Typen, denen geht es im Homeoffice auf Dauer nicht so gut, denn sie brauchen von Zeit zu Zeit den echten Kontakt.

Fragen Sie sich als Führungskraft, zu welchem Typ sie selbst gehören.

Egal ob eher Nähe- oder eher Distanz-Typ, die vorgenannten Prinzipien

  • Räumliche Nähe
  • Frequenz von Nähe und
  • Affinität

gelten sowohl für Nähe - als auch für Distanz-Typen. Lasse ich den Distanz-Typen ihre Distanz und melde mich nur wöchentlich oder bin als Führungskraft eher selber distanziert und meide den Kontakt, dann wird die Verbundenheit und Zusammengehörigkeit auf längere Sicht allmählich erodieren. 

Also: Bleiben Sie menschlich nah! 

Sie machen das gut!