Mitarbeiterbindung spielerisch erreichen.
Was können Führungskräfte und alle, die mit Gruppen zu tun haben, aus den 8 Beziehungsbedürfnissen von Richard Erskine für ihr Führungsverhalten mitnehmen?
1. Beziehungsbedürfnis nach Sicherheit:
Mitarbeitende, die in Teams psychologische Sicherheit spüren, geben mehr von sich ins Team hinein, zeigen sich und sind insgesamt leistungsbereiter und –fähiger.
Gemeint ist die Kontinuität der Beziehung in Form von positiver Achtung der Person. Dazu gehört neben
wertschätzender Kommunikation auch eine Berechenbarkeit der Führungskraft, was deren Verhalten betrifft.
2. Beziehungsbedürfnis nach Wertschätzung:
Als Führungskraft richte ich im bilateralen Kontakt mit meinem Mitarbeitenden oder
auch in Teammeetings meine volle Aufmerksamkeit auf die anwesenden Personen.
denn Aufmerksamkeit und Gesehen-Werden ist Wertschätzung. Ich spiele nicht
am Handy oder schreibe meine Mail weiter am PC. Ich lasse mich nicht durch
eingehende Nachrichten ablenken.
Ich
signalisiere meinem Mitarbeitenden, dass er mit seinen Bedürfnissen ok ist, auch
wenn diese nicht zu jedem Zeitpunkt oder mit Blick auf die Teamhygiene erfüllt
werden können. Ich signalisiere „Ich verstehe Dich“, ich muss aber nicht
einverstanden sein. Dies ist ein Unterschied, den viele Menschen nicht
differenzieren.
3. Beziehungsbedürfnis nach Annahme und Anerkennung
Jeder Mitarbeitende möchte von seiner Führungskraft angenommen und anerkannt werden. Wir alle kennen Teams, in denen es eine Teamhierarchie beim Chef gibt.
Unausgesprochen wissen alle, wenn A zum Chef geht, kommt er mit anderen Ergebnisse aus dessen Büro, als wenn B hineingeht. Teams achten auch sehr genau darauf, wieviel Aufmerksamkeit die
Führungskraft jedem einzelnen schenkt.
Für Führungskräfte bedeutet dies, bewusst jedes Teammitglied positiv so anzunehmen, dass dies auch beim Gegenüber
ankommt. Siehe hierzu auch meine Ausführungen im letzten Impulsletter zur quadratischen Kommunikation.
4. Beziehungsbedürfnis nach Verständnis und Gleichklang
Zugehörigkeit zum eigenen „Rudel“ ist ein wichtiges Bedürfnis bei aller Vielfalt, Unterschiedlichkeit und
Meinungsverschiedenheiten innerhalb eines Teams.
Als Führungskraft ist es nicht nur wichtig, den Rahmen für eine Gruppenidentität durch gemeinsame Ziele und Werte zu schaffen, sondern auch sicherzustellen, dass
jeder dabei sein darf.
5. Beziehungsbedürfnis
nach Einzigartigkeit
Menschen wünschen eine Bestätigung ihrer eigenen Identität. Und zwar so
wie
sie sind und sich selbst sehen.
Der Mitarbeiter, der sich selbst als Lonesome Rider mit Sonnenbrille dem
Sonnenuntergang entgegenreitend gibt, die Mitarbeiterin, die sich so definiert, dass
sie die modischen Standards für den neuen heißen Scheiß setzt, der Kollege der
alles und jeden mit seinem Lieblingsverein nervt, mögen in der Teamvielfalt
manchmal nerven. Anpassung an grundlegende Regeln und Übereinkünfte im
Team sind Voraussetzung für funktionierende
Zusammenarbeit. Für Führungskräfte ist die Erfüllung dieses Bedürfnisses
grundsätzlich sehr einfach, kommt sie doch zum Kern der eigentlichen
Führungsaufgabe: jeden Menschen sehen und
entwickeln im Rahmen seiner einzigartigen Talente und Möglichkeiten.
6. Beziehungsbedürfnis
nach Einflussnahme
Jeder möchte das Gefühl von Kompetenz und Selbstwirksamkeit haben.
Dies gilt es für Führungskräfte anzuerkennen und zu fördern. Durch Übertragen von
Verantwortung und Vertrauen. Gleichzeitig ist wichtig, dass der Mitarbeitende oder
das Team das Gefühl hat, dass seine Meinung zählt und er oder das Team Einfluss
auf eine Entscheidung nehmen kann.
Wenn
Sie als Führungskraft überwiegend Menschen im Team haben, die keine Ideen
haben oder diese nicht äußern, die eine Ist-mir-doch-egal-Haltung nach außen
zeigen, dann fangen Sie an, Verantwortung zu übertragen und zu zeigen, dass Ihnen
die Meinung Ihres Teams und jedes Einzelnen wichtig ist.
7. Beziehungsbedürfnis nach Aktivierung und Initiative
Wenn ich als Kollege von anderen Kollegen aktiviert und mitgenommen werde, leite ich hieraus meine Bedeutung für den Kollegen,
das Team und die Problemlösung ab.
Wenn meine Führungskraft mir zur Seite steht und mich zu einer gemeinsam zu erledigenden Aufgabe anspricht, dann steigt mein Selbstbewusstsein in Bezug auf die
Wertschätzung, die ich erhalte.
Liebe Führungskräfte, seid Vorbild, ergreift zu großen und kleinen Dingen die Initiative, nicht im Sinne selber machen, sondern gemeinsam machen. Fragt Eure Mitarbeitenden, ob sie bei einer wichtigen Aufgabe Eure Unterstützung brauchen, nicht als leere Worthülse, sondern regelmäßig als Grundverständnis für Zusammenarbeit.
8. Liebe und Zuneigung geben dürfen
„Der Chef von morgen ist ein Liebender“, dieses Zitat von Hüther ist absolut richtig, hier aber nicht gemeint. Jeder Mensch drückt Zuneigung anders aus, und jeder
Mensch möchte Zuneigung nicht nur empfangen, sondern auch geben dürfen.
Liebe Führungskräfte, lassen Sie zu, wenn Mitarbeitende Ihnen Ihre Zuneigung ausdrücken. Das kann durch Kleinigkeiten erfolgen. Der eine steht kurz an der Tür und
hält einen Plausch, die andere gibt etwas vom gebackenen Kuchen ab, ein Dritter hat dafür gesorgt, dass Ihre Blume gegossen wird. Lassen Sie dies zu.
Und führen Sie ein Ritual ein, am Ende von Meetings, einmal im Monat beim virtuellen Kaffee oder wann immer es passt: sagen Sie sich im Team untereinander, was Sie
am anderen gerade schätzen.
Wenn Sie diese Beziehungsbedürfnisse im Bewusstsein haben und das ein oder andere regelmäßig beachten, werden Sie sich wundern, welch positive Energie Sie entfachen oder, wenn Sie dies schon spüren, dauerhaft etablieren.
Eine Anmerkung sei erlaubt: Gute Beziehungen zu etablieren und zu pflegen ist „Arbeit“, denn nur einmal gemacht ist keinmal gemacht. Wenn Sie Beziehungspflege betreiben und den Rahmen dafür schaffen, lohnt es sich unglaublich!
Versuchen Sie es! Sie machen das bestimmt gut!
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