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Neues Mindset gefällig? Tipps nicht nur für Führungskräfte!

Foto:  Pixabay

 

„Wir brauchen neue Führungskräfte und mehr Mitarbeitende mit Growth Mindset.“

„Führungskräfte müssen ihr Mindset ändern“

„In dieser Aufgabe ist heute ein agiles Mindset gefordert“.

„Der kann sich doch nicht mehr verändern – der ist schon seit 15 Jahren Führungskraft“

 

Das hören und lesen wir aktuell in Unternehmen, in einschlägigen Medien und sozialen Netzwerken – abgesehen davon, dass öffentlich diskutiert wird, ob Führung überhaupt noch sinnvoll ist und gebraucht wird.  Letzteres beantworte ich ausdrücklich mit ja, aber darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen.

Als Unternehmen kann ich selten den Großteil meiner Mitarbeitenden und Führungskräfte komplett austauschen. Wie aber antworte ich als Unternehmensleitung meinen Führungskräften, die diese Aufgabe bereits seit Jahren inne haben auf die Fragen: 

  • Wie ändere ich denn mein Mindset jetzt genau?
  • Was kann ich selbst tun? 
  • Und welche Entwicklungschance und Entwicklungszeit gibst Du, Unternehmen mir ?

Fragen, mit denen verunsicherte Führungskräfte zu mir ins Seminar oder ins Coaching kommen, weil sie in ihren Unternehmen nicht immer konkrete Antworten darauf erhalten.

Doch wie geht das nun mit dem Mindshift*?

Eine Veränderung der inneren Haltung geht mit Persönlichkeitsentwicklung einher und erfolgt nicht auf Knopfdruck. All diejenigen, die ein Buch lesen und am nächsten Tag im Unternehmen ein verändertes Mindset kundtun, sind weder nachhaltig verändert noch authentisch. Die Kenntnis und Anwendung agiler Tools bedeutet auch nicht automatisch, dass der Anwender über ein entsprechend agiles Mindset verfügt.  

Ob Sie eher über ein Fixed Mindset** oder ein Growth Mindset*** verfügen, hängt auch nicht zwangsläufig mit Ihrem Alter zusammen. Nach neuen Erkenntnissen der Hirnforschung ist Persönlichkeit und Lernen bis ins hohe Alter veränderbar.

 

Persönlichkeitsentwicklung geschieht durch Selbstreflexion, Reflexion mit Hilfe eines professionellen Dritten und der intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst:

Wer bin ich? Wer will ich sein? Wofür stehe ich?

Persönlichkeitsentwicklung hat mit Loslassen alter Glaubenssätze und einschränkender Verhaltensmuster genauso zu tun wie mit dem Ausprobieren und Trainieren neuer Verhaltensweisen.

Es gibt Menschen, die sich über Lektüre, Austausch mit engen Vertrauten und in Peergroups sowie über intensive Selbstreflexion weiter entwickeln können. Das ist wunderbar.
Eine zeitweise ermutigende oder "störende" Begleitung von außen im Sinne 'Impulse und Feedback geben' und gemeinsam Reflektieren mit einem Coach oder Supervisor ist auf jeden Fall sinnvoll und fundiert den Prozess.

 

Tipps für gestandene Führungskräfte und Professionals, die sich im Hinblick auf ihre Haltung weiter entwickeln wollen:

  1. Übernehmen Sie Verantwortung und treffen Sie Entscheidungen mutig in dem Bewusstsein, dass Sie selbst über ihren Erfolg oder Misserfolg entscheiden 
  2. Bekennen Sie Farbe und positionieren Sie sich. Schwimmen Sie nicht mit im Schwarm der Meinungs-Mehrheiten und schweigenden Mitläufer. Das ist am Anfang nicht leicht, wenn es Ihnen bisher nicht so geläufig war. Probieren Sie es zunächst in kleinen Dingen aus und sagen Sie, was Sie denken. Auch wenn Sie damit in der Minderheit sind. Üben Sie dies bei jeder Gelegenheit. Es geht nicht darum, sich durchzusetzen, sondern darum, zu äußern, was man wirklich zu etwas denkt. Und auszuhalten, dass andere dies wahrnehmen und anderer Meinung sind. Dass wir uns oft lieber der Mehrheit anschließen, hat evolutionär bedingt etwas mit unserem Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu tun. Wir wollen nicht alleine dastehen. Gerade dieses Gefühl auszuhalten, wenn wir anderer Meinung sind, ist für unser Wachstum aber notwendig. 
  3. Finden Sie heraus, wer Sie sind und wer Sie sein wollen und vor allem, WARUM Sie sind und wofür Sie stehen. Suchen Sie sich für Ihre Ziel-Haltung ein Symbol und platzieren Sie es gut sichtbar für sich selbst in ihrem privaten und beruflichen Umfeld. Das ist Priming und trainiert neue neuronale Verbindungen im Gehirn.
  4. Bleiben Sie neugierig und trainieren Sie Ihre Lernfähigkeit, in dem Sie auch in der Freizeit immer mal etwas Neues ausprobieren. Probieren Sie eine neue Sportart aus, gehen Sie neue Wege ins Büro oder zum Bäcker, tun Sie mindestens einmal in der Woche etwas, was Sie noch nie getan haben. Im Laufe der Zeit können Sie so neue Kompetenzen erwerben und trainieren Ihr Denken und Handeln auf Flexibilität.
  5. Werden Sie sich klar über Ihre einschränkenden Verhaltensmuster, Ihre inneren Antreiber und Glaubenssätze. Einschränkende Verhaltensmuster sind uns manchmal gar nicht bewusst, weil sie automatisch ablaufen. Reflektieren Sie Ihre typischen Reaktionen und Ihr „gewohntes“ Verhalten und Ihre Reflexe auf bestimmte Auslöser. 
    Die Transaktionsanalyse geht z.B. davon aus, dass wir Menschen über mindestens einen von fünf Antreibern verfügen, die wir uns in Kindheit und Jugend durch Erziehung und Sozialisation angeeignet haben. Der Antreiber „Beeil Dich“ hat zum Beispiel zur Folge, dass wir oft gehetzt und getrieben reagieren und diesen Druck auch an andere weitergeben. Ungeduld in Besprechungen, und nicht richtig zuhören können, wirken sich auf unsere Haltung aus. Der Beeil-Dich-Antreiber birgt auch Ressourcen: effizientes Arbeiten, Vieles schnell bewältigen, eine schnelle Auffassungsgabe und gute Umsetzungsqualitäten. Bewusstheit darüber, wie wir selbst ticken, was daran störend auch für andere ist und über welche Ressourcen wir verfügen, bringt uns darin voran, an unserer Haltung zu arbeiten. 
  6. Lesen Sie Biografien und erkunden Sie, wie andere Menschen mit den Herausforderungen umgehen, wie sie sich entwickelt haben und an Widrigkeiten gewachsen sind. Sie sollen keine Michelle Obama oder kein Anselm Grün werden, allerdings haben wir als Kinder auch durch Vorbilder gelernt und haben uns an den Helden unserer Kindheit und unseren Eltern orientiert. Heute sind wir bewusst dazu in der Lage zu entscheiden, welche Haltung uns gefällt und was wir davon übernehmen wollen.
  7. Lösen Sie sich von Perfektionismus und lernen Sie aus Fehlern.
    Ich persönlich teile die Ansicht von Anja Förster und Peter Kreuz, dass das Wort Fehlerkultur besser als Lernkultur übersetzt werden sollte (Fehlerkultur wurde vermutlich aus dem englischen failure falsch übersetzt). Also gestatten Sie sich, aus Fehlern zu lernen und lassen Sie Ihr Team daran teilhaben. Teilen Sie Ihre Fehler mit ihrem Team und Anderen – wichtig dabei ist die daraus gewonnene Erkenntnis, nicht der Fehler per se.
  8. Blicken Sie regelmäßig zurück und reflektieren Sie.
    Was haben Sie schon geschafft?
    Wo wollen Sie hin?
    Wo gab es unerwartete Schwierigkeiten?
    Was fiel Ihnen leicht?
    Üben Sie regelmäßige Reflektion allein und auch unter Begleitung eines Coaches. Letzteres muss nicht wöchentlich sein, kann im Rahmen einer Supervision z.B. vierteljährlich guttun und gibt neue Impulse. Für die persönliche Reflektion empfehle ich ein 5-Jahres-Buch (die Art Tagebücher gibt es fertig zu kaufen). Das Schöne: Sie lesen, was Sie genau vor einem Jahr geschrieben haben und vor zwei Jahren. Die Entwicklung zu sehen, ist eine tolle Erfahrung und spornt an. Und der Platz für die Einträge ist schmal, bedeutet also keinen großen Zeitaufwand.
  9. Zeigen Sie sichWerden Sie nahbar. Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitenden öfter über persönliche Herausforderungen und Erfahrungen. Wenn Ihnen das bisher eher schwerfiel, fangen Sie behutsam an. Ein Anfang wäre z.B. mindestens einmal in der Woche in einem kleinen Kreis von Mitarbeitern über etwas Persönliches zu sprechen – einen Film zu empfehlen, über ein gutes Buch zu sprechen. Wenn Sie bisher zu den eher distanzierten Führungskräften gehörten, dann ist das möglicherweise am Anfang eine große Hürde. Fangen Sie an!
  10. Bleiben Sie geduldig. Ihr Mindset (Fühlen- Denken - Handeln) hat sich nicht über Nacht entwickelt und wird sich auch nicht über Nacht verändern. Üben und trainieren Sie. Holen Sie sich Impulse, probieren Sie sich aus und lassen Sie Altes los.
  11. Bleiben Sie bei sich und fokussieren sich auf sich selbst. Vergleichen Sie sich nicht permanent mit anderen. Der Kollege, der Kanban anwendet oder Design Thinking Workshops moderiert, mag über ein agiles Mindset verfügen, es kann aber auch sein, dass er nur die Methodik gut beherrscht. Schauen Sie hin, nehmen Sie auf und tauschen Sie sich zu unterschiedlichen Perspektiven aus.
  12. Üben Sie sich in Ihrer Kommunikation, denn die ist der Schlüssel zu anderen Menschen und Ihren Mitarbeitenden. Lernen Sie zuzuhören und weniger zu sprechen. Hören Sie auch auf das, was nicht gesagt wird. Stellen Sie mehr Fragen als dass Sie Antworten geben. Seien Sie bereit, in der Kommunikation etwas anzunehmen und zu lernen.  
  13. Konzentrieren Sie sich bei Ihren Mitarbeitenden und Kollegen auf deren Stärken und Ressourcen und weniger auf die Fehler. Sprechen Sie im Team häufiger darüber, wer welche Stärken hat und eine Aufgabe gern übernimmt. Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden und Kollegen aber auch wachsen und teilen nicht stur die Aufgaben und Projekte denen zu, die es eh können. Denn auch Ihre Mitarbeitenden wollen ihr Mindset und ihre Fähigkeiten erweitern.

 

Lösen Sie sich davon, dass Sie von heute auf morgen ein neues Mindset haben werden.
Vertrauen Sie auf sich und Ihre Entwicklung und bleiben Sie dran.

Sie machen das gut! 

 

 * Mindshift bedeutet eine Flexibilisierung des Denkens

** Menschen mit einem Fixed Mindset haben ein statisches Selbstbild und glauben z.B. dass Mathe nur derjenige lernen kann, der Talent hat 

*** Menschen mit einem Growth Mindset haben ein dynamisches Selbstbild und sind davon überzeugt, alles lernen und vieles verändern zu können.

 

Ich begleite Sie gern auf Ihrem Weg: durch Coaching und Supervision sowie durch Begleitung Ihrer Führungs-/Teams:   info@kathrinrehbein.de 

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